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EU-Kommission nimmt die Normung ins Visier

VDMA mahnt Praxisbezug an

Die EU-Kommission will Europa mit einer neuen Normungsstrategie im globalen Technologiewettbewerb besser aufstellen. Politische Ideen dürfen diesen Ansatz aber nicht dominieren. Gute Normung braucht vor allem Expertise und Praxisbezug aus der Wirtschaft.

Mit einer neuen Strategie für die Normung will die EU-Kommission sicherstellen, dass die EU auch zukünftig weltweit die technischen Spielregeln mitbestimmt – vor allem bei Zukunftstechnologien. Aus Sicht des VDMA darf dies aber nicht in einem politikgesteuerten Normungssystem münden, sondern muss auf der erfolgreichen praxis- und industriegetriebenen Normung aufsetzen.

„Es ist gut, dass die EU-Kommission die strategische Bedeutung der Normung erkannt hat. Auch im Maschinen- und Anlagenbau beobachten wir, dass vor allem China die internationalen Normungsorganisationen immer stärker nutzt, um eigene Lösungen durchzusetzen und sich Wettbewerbsvorteile zu verschaffen“, analysiert Hartmut Rauen, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des VDMA. „Wichtig ist aber, dass diese Strategie nicht zu Lasten der bewährten Grundsätze der Normung geht, in denen die Expertinnen und Experten der Unternehmen ihr Wissen einbringen und den Praxisbezug der Normen sicherstellen. Gerade das Engagement der im VDMA organisierten Unternehmen in allen Ebenen der Normung sowie in Zukunftsthemen wie der Entwicklung der Weltsprache der Produktion auf Basis der OPC-UATechnologie zeigt, welchen Trumpf wir in der Hand halten. Es ist daher unbedingt notwendig, die geopolitisch motivierte EU-Strategie mit den bewährten, marktgetriebenen Bottom-Up-Prozessen zu verzahnen“, fordert Rauen.

Normen legen vorrangig technische Sachverhalte unter Berücksichtigung des aktuellen Stands der Technik fest. Ein Mehrwert für Industrie und Gesellschaft entsteht nicht durch Ideen der Politik, sondern durch die Nutzung marktrelevanter Normen in den Unternehmen. Darüber hinaus darf – bei aller Bedeutung von Zukunftstechnologien – nicht vergessen werden, dass harmonisierte Normen für einheitliche Anforderungen und damit für Größeneffekte im EU-Binnenmarkt sorgen – was derzeit nicht immer gut funktioniert.

„Der Prozess der Normung, von Beauftragung, Erarbeitung, Bewertung bis hin zur Veröffentlichung im EU-Amtsblatt, muss in Ordnung gebracht und beschleunigt werden“, fordert Rauen. „Dazu braucht die EU aber keine Überarbeitung der Normungsverordnung. Vielmehr muss sie formalistische Vorgaben und überflüssige Überprüfungen beseitigen. Gut gemacht, ist der europäische Weg der harmonierten Normen ein wesentlicher Baustein eines modernen und innovationsfreundlichen Regulierungsrahmens. Die Industrie muss aber das Vertrauen in das System wieder gewinnen – und das geht nur über Beteiligung und Verlässlichkeit“, resümiert der stellvertretende VDMA-Hauptgeschäftsführer.

Mehr Informationen zum VDMA:

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Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V.
Lyoner Strasse 18
60528 Frankfurt/Main
Postfach 71 08 64, 60498 Frankfurt/Main
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Fax +49 69 6603-1511
E-Mail: Kommunikation@vdma.org
www.vdma.org

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