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Zecha-Führung mahnt zur Reform

Klare Worte aus berufenem Mund

Das Unternehmen Zecha beschäftigt sich primär mit der Produktion hochwertiger Zerspanungs-, Stanz-, und Umformwerkzeuge. Mit 110 Mitarbeitern gehört Zecha zu einem der typischen mittelständischen Unternehmen, die Deutschlands Spitzenstellung als Technologiestandort begründen. Stefan Zecha und Reiner Kirschner, die beiden Geschäftsführer des Unternehmens, geben Einblick ins Unternehmen und richten offene Worte an die Politik und die Gewerkschaften.

Führungsstarke Unternehmenslenker

Stefan Zecha (links) und Reiner Kirschner führen gemeinsam das Hartmetallunternehmen Zecha GmbH, das sich auf die Herstellung hochwertiger Zerspanungs- ,Stanz- und Umformwerkzeuge spezialisiert hat. 110 Mitarbeiter sorgen dafür, dass weltweit die Kunden stets mit optimalen Produkten versorgt werden.

Sehr geehrte Herr Zecha, was war der Antrieb Ihres Vaters, sich mit Hartmetallprodukten selbständig zu machen?

Stefan Zecha:
Mein Vater hat sich 1964 als Werkzeugmachermeister selbständig gemacht und die Uhrenindustrie, die im Raum Pforzheim vertreten war, beliefert. Da mein Vater Maschinen besaß, mit denen er Hartmetall schleifen konnte, wurde er immer wieder darum gebeten, Hartmetallwerkzeuge nachzuschleifen. Dieses Nischengeschäft ist derart schnell gewachsen, dass mein Vater nach kurzer Zeit das Geschäft vergrößern musste, um die Nachfrage zu befriedigen. Ein Erweiterungsbau und personelle Verstärkung waren nötig, um die Nachfrage zu befriedigen.

Wurde Ihr Vater beim Unternehmensstart damals vom Deutschen Staat eher gefördert oder eher behindert?

Zecha:
Von Behindern kann man nicht direkt sprechen, aber es war eine harte Zeit, in der keinerlei Unterstützung seitens der öffentlichen Hand gewährt wurde. Natürlich wurden von meinem Vater zinsverbilligte Darlehen aufgenommen. Um diese jedoch zu erhalten, musste das elterliche Wohnhaus belastet werden. Im Fall des Scheiterns wären wir also buchstäblich auf der Straße gestanden.

Hartmetalle waren selbst 1964 noch etwas Besonderes, nachdem gesinterte Hartmetalle bereits 1926 erfunden wurden. Mit welchen HM-Werkzeugen belieferte Zecha damals den Markt?

Zecha:
Damals waren Hartmetallwerkzeuge nicht mit der Vollkommenheit anzufertigen, wie dies heute möglich ist. Beispielsweise war es nicht möglich, gedrallte Werkzeuge herzustellen, da die dazu nötigen Maschinen nicht auf dem Markt waren. Erst in den 1970er Jahren ging es so langsam los, mit neuen Maschinen einen Drall anzufertigen. Wir belieferten den Markt in den 1960er Jahren daher beispielsweise mit geradgenuteten Fräsern und Einlippenbohrern.

Als Hartmetallhersteller brauchen Sie teure Metalle. Bekommen Sie diese in noch genügender Zahl und zu bezahlbaren Preisen?

Zecha:
Wir haben zwei Lieferanten für Hartmetallrohlinge, die in der Schweiz und in Österreich beheimatet sind. Es gab zwar Preiserhöhungen, die uns jedoch keinen schlechten Schlaf bescherten. Unsere Produkte machen durch ihre hohe Qualität ihren etwas höheren Preis wieder wett, da damit die Stückkosten der damit hergestellten Teile günstiger sind, als wenn das Teil mit günstigeren Konkurrenzwerkzeugen hergestellt wird. Unser Bestreben ist es, mit Qualität zu punkten, um beispielsweise Konkurrenten aus China auf Abstand zu halten. Zum Glück gibt es momentan keine Verknappung des Rohmaterials, aus dem Hartmetalle hergestellt werden. Doch hat China die Exportquoten für diese Rohstoffe gesenkt, was auch wir zu spüren bekommen werden. Dies ist klar eine politische Entscheidung, die chinesischen Präzisionswerkzeugherstellern einen Vorteil verschaffen soll, was mit fairem Wettbewerb nichts zu tun hat.

Lassen sich verbrauchte HM-Werkzeuge sinnvoll recyceln, um der Rohstoffverknappung vorzubeugen?

Kirschner:
Es gibt Forschungsarbeiten, die darauf hinzielen, das Material sortenrein zu trennen. Doch ist dies noch in weiter Ferne. Was heute machbar ist, um Hartmetallwerkzeuge wieder nutzbar zu machen, geht vom Nachschleifen, bis zum Wiedereinschmelzen im Hochofen, wo Hartmetalle als Zuschlagmaterial genutzt werden kann. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, Hartmetalle in sogenannter ›Bergbauqualität‹ aufzubereiten. Aus diesem Material werden dann beispielsweise Zähne für Bagger gemacht, wo Hitzefestigkeit oder Schneidhaltigkeit keine Rolle spielen.

Wie sehen Sie den künftigen Preistrend für die Rohmaterialien, aus denen Hartmetallwerkzeuge bestehen?

Zecha:
Wie erwähnt, wird der Preis stetig steigen, da die Zutaten der Hartmetalle zu einem Spielball der Politik geworden sind und die künstlich erzeugte Verknappung eben den Preis treibt.

Ist angesichts steigender Preise mit neuen Ideen zu rechnen, um teures Rohmaterial zu ersetzen?

Kirschner:
Es gab und gibt Versuche mit Keramik. Diese Lösungen sind jedoch noch nicht in der Lage, bestimmte Hartmetallzutaten zu substituieren. Das Bindemittel Kobalt wird vereinzelt durch Nickel ersetzt, wenn Werkzeuge für die Lebensmittelindustrie anzufertigen sind. Allerdings sind die Umweltauflagen für die Nickelverarbeitung wesentlich schärfer, als für die Kobaltverarbeitung. Also wird Nickel nur dort eingesetzt, wo es wirklich sein muss. Auf mittlere Sicht ist also keine Revolution auf dem Hartmetallsektor zu erwarten.

Chinesische und indische Unternehmen fördern in Afrika Bodenschätze für den eigenen Markt. Hat Deutschland hier geschlafen?

Kirschner:
Der Trend wurde zum Schaden für deutsche Unternehmen ganz klar verschlafen. Mittlerweile wundere ich mich nicht mehr, warum derartige Fehler in der Politik gemacht werden. Es fehlen einfach gestandene Persönlichkeiten, die sich für ihre Bürger und Unternehmen einsetzen. Mit Hochachtung denke ich etwa an Persönlichkeiten wie Franz Josef Strauß, Willy Brand, Helmut Schmidt oder Herbert Wehner. Unsere heutigen Staatenlenker kümmern sich zum Beispiel um eine Rechtschreibreform. Kein Wunder, dass da die Zeit für Wichtiges fehlt.

Im Erzgebirge wurden riesige Zinnlager entdeckt. Auch Wolfram ist darunter. Ein für Sie wichtiges Metall. Es werden weitere Investoren gesucht, um das Material abzubauen. Die Rede ist von Investoren aus Asien. Warum machen Unternehmer wie Sie nicht mit und sichern sich so rare Rohstoffe für ihr Unternehmen?

Zecha:
Zu gerne würden wir da mitmachen. Leider steckt unser Geld in der Produktion. Ich denke, hier ist die deutsche Großindustrie gefragt. Wenn wir hier nichts machen, wird uns wieder die Butter vom Brot genommen.

Durch die Energiewende steigen die Preise für Strom. Ist das für ihr Unternehmen ein Problem oder lässt Sie dieser Wettbewerbsnachteil noch ruhig schlafen?

Zecha:
Die Stromkosten stehen bei unserer Fertigung nicht im Vordergrund. Wir haben zum Glück einen relativ geringen Energieverbrauch in der Fertigung. Gleichwohl müssen diese Kosten natürlich eingepreist werden.

Kirschner: Die Stromkosten sind nicht unser größtes Problem, trotzdem spielen diese natürlich eine Rolle. Unsere größten Stromverbraucher sind unsere Klimatisierung, sowie die Pumpen und Antriebe der Maschinen. Trotz unseres relativ geringen Stromverbrauchs vergleichen wir jedes Jahr die Angebote der Stromanbieter und wechseln den Anbieter regelmäßig, wenn wir ein besseres Angebot erhalten.

Die Mikrozerspanung ist ein altes Standbein von Zecha. Welche Märkte werden hier angesprochen?

Zecha:
Wir sind bei Mikrodurchmessern traditionell aktiv. Alles, was kleiner ist, als sechs Millimeter, wird von uns bevorzugt in Hartmetall realisiert, da hier das Verhältnis von Kosten zu Nutzen optimal ist. Anders sieht es bei großen Teilen aus. Stanzwerkzeuge in großen Dimensionen sind kostenseitig in Hartmetallausführung nicht mehr wirtschaftlich, weshalb hier Lösungen aus gehärtetem Stahl ausgearbeitet werden.

Kirschner: Hier werden wir mit unserem Partner MPK Spezial Tools aktiv, wo wir beispielsweise große Werkzeuge für die Lebensmittelindustrie anfertigen. Durch diese Kompetenz können wir jedem Kunden eine optimale Lösung bieten.

Für Ihre hochwertigen Produkte benötigen Sie natürlich bestens qualifizierte Mitarbeiter. Liefern die Schulen noch in ausreichender Zahl ausbildungsfähige junge Menschen, die Sie benötigen?

Kirschner:
Noch bekommen wir die jungen Leute, die zu uns passen. In der Regel erwarten wir einen guten Realschulabschluss, nehmen jedoch auch einen Hauptschüler, wenn dieser hervorragende Noten vorweisen kann. Wichtig ist, dass der junge Mensch in naturwissenschaftlichen Fächern gut ist und ein gutes räumliches Denken hat. Dies ist uns besonders wichtig, da unsere modernen Maschinen komplizierte Bewegungen ausführen, die der Bediener vorher durchplanen muss, um eine Beschädigung der extrem teuren Maschine auszuschließen. Schließlich kosten solche Maschinen so viel, wie ein ausgewachsenes Einfamilienhaus.

Was würden Sie besser machen, wenn Sie als Bildungsminister tätig wären?

Zecha:
Als rohstoffarmes Land haben wir nur unseren Geist als wichtigste Rohstoffquelle. Daher ist eine optimale Bildung eine wichtige Aufgabe des Staates. Um den Lernprozess unserer Kinder optimal zu gestalten würde ich die Klassenstärke auf 12 bis 15 Schüler begrenzen und die Personalstärke dem Bedarf anpassen, damit Unterrichtsausfall zum Fremdwort wird. Zudem würde ich das Beamtentum für Lehrer abschaffen, im Gegenzug würde ich Lehrern eine Top-Bezahlung zukommen lassen, die noch um eine satte Prämie für alle Lehrer der jeweiligen Schule aufgestockt wird, wenn optimal beschulte Absolventen in den Unternehmen ihre Aufnahmeprüfung bestehen.

Gerade kleinen und mittelständischen Unternehmen wird von der Politik viel zu wenig Gehör geschenkt, obwohl Deutschlands Bruttosozialprodukt ohne deren Zugkraft massiv fallen würde. Was geben Sie den Politikern in Sachen KMU-Förderung mit auf den Weg?

Zecha:
Manchmal frage ich mich schon, was man sich dabei denkt, wenn Fördertöpfe aufgelegt werden. Als ›Zwischenhändler‹ fungieren natürlich Banken, die auch daran verdienen wollen. Warum um alles in der Welt ist es nicht möglich, direkt von der öffentlichen Hand etwas aus dem Fördertopf zu bekommen? Dann würden schon einmal die Kosten für die Provision der Banken wegfallen. Summen, die der Realwirtschaft zugutekommen würden. Der nächste Fauxpas ist, dass die Banken mit in Haftung genommen werden, wenn das Unternehmen, welches einen Hilfskredit beantragt hat, pleitegeht. Dies ist an sich ja lobenswert, um zu verhindern, dass Unternehmen ohne Zukunftsfähigkeit an Geld kommen. Es zeigt sich jedoch, dass dadurch die Vergabe sehr zurückhaltend erfolgt und am Ende noch viele nicht abgerufene Mittel im Topf übrig sind. Geld, das in der Realwirtschaft dringend gebraucht wird.

Stichwort ›Reichensteuer‹: Fühlen Sie sich als Unternehmer überhaupt noch wohl in Deutschland, nachdem der Ruf linker Kreise nach Enteignung und großem finanziellem Aderlass für „Reiche“ immer lauter wird, um die gegenwärtige Finanzkrise zu bewältigen?

Zecha:
Zunächst einmal ist festzustellen, dass, wenn jeder seine Steuern zahlen würde, es keine Krise in diesem Ausmaß geben würde.

Kirschner: Es geht auch nicht an, dass die öffentliche Hand nicht in der Lage ist, zu sparen. Trotz Rekordsteuereinnahmen werden immer noch neue Schulden aufgenommen. Wohin soll das führen? Während die Politik mit Milliarden um sich wirft, werden die Bürger über Gebühr belastet. Wer Leistung unattraktiv macht, wird nur dafür sorgen, dass die Leistungsträger den Standort verlassen. Auch Prominente mit hohem Einkommen zeigen dies. Es wäre sicher sinnvoller, die hohen Steuersätze zu kappen, als immer mehr gutverdienende Leute an das Ausland zu verlieren. Die Schweiz und Österreich zeigen, wie man es besser macht. Es geht auch nicht an, dass von uns Gelder an Länder, wie etwa Griechenland, gehen, die nicht in der Lage sind, ihre Steuern einzutreiben.

Vor der Euro-Einführung wurde den Menschen in Deutschland versprochen, dass kein Land für die Schulden eines anderen Landes aufkommen muss. Nun wurde die No-Bail-Out-Klausel des Lissabon-Vertrags schon mehrfach gebrochen, wie etwa der Griechenland-Fall zeigt. Wie beurteilen Sie als Unternehmer diesen skrupellosen Politikstil, der zu extremen Verwerfungen in Europa führt?

Kirschner:
Die Verträge, so wie sie ursprünglich zu Papier gebracht wurden, waren schon in Ordnung. Nur wurden diese aufgeweicht beziehungsweise schlicht nicht beachtet. Was wir haben, ist eine Gleichschaltung der Länder. Starke Länder wir etwa Deutschland oder Finnland haben viel zu wenig Mitspracherecht. Was Not tut, wäre eine Art Marshall-Plan für Griechenland. Es gilt, nicht nur monetär zu helfen, sondern auch eine leistungsfähige Finanzverwaltung aufzubauen, um die Steuereinnahmen zu steigern.

Zecha: Ich denke, dass das Rad der Zeit nicht zurückgedreht werden sollte. Ich würde es sehr bedauern, wenn der Euro scheitern würde, denn die Vorteile überwiegen die Nachteile. Ich würde jedoch unbedingt darauf drängen, eine Volksabstimmung vorzunehmen, ehe weitere Schritte in Richtung Europäische Union getätigt werden. Nur wenn die Menschen ja zu einem Staat Europa sagen, wird dieser Staat ein starker Staat, der auf einem inneren Frieden aufbaut.

Wie beurteilen Sie aus Ihrer Sicht als Unternehmer den Plan, die D-Mark wieder einzuführen, wenn der Euro nicht mehr zu halten ist?

Zecha:
Wir haben in Europa genug Krieg geführt. Wir sollten als reiche Nation etwas abgeben, damit das Projekt ›Euro‹ nicht scheitert, denn der Euro steht auch für Frieden. Die derzeitige Politik bedroht diesen Frieden jedoch. Wenn man sich nur die durchgeführte Zwangseinführung der Energiesparlampen ansieht, kann man erahnen, was ich meine. Wenn der Euro scheitert, ist dies auch eine Folge dieser Art von Politik, die von den Bürgern nicht mehr mitgetragen wird.

Welchen Weg mahnen Sie an, damit Unternehmen, wie das Ihre, weiterhin wachsen und gedeihen? Schließlich sind gesunde Unternehmen ein Garant für den sozialen Frieden in Deutschland und Europa.

Zecha:
Wir brauchen gutes Personal in der Verwaltung und insbesondere in den Schulen, um als Unternehmen unseren Bedarf an Menschen und Verwaltungsdienstleistung decken zu können. Und vor allem brauchen wir ein gutes Finanzsystem, das auf Nachhaltigkeit und nicht auf Schulden setzt.

Kirschner: Auch von den Gewerkschaften würde ich mir mehr Beweglichkeit wünschen. Ich halte es beispielsweise für Nonsens, wenn unser Unternehmen gezwungen ist, Personal abzubauen und wir zuerst einen für uns wertvollen, hochmotivierten Mitarbeiter vor die Türe setzen müssen, da ein leistungsunwilliger Mitarbeiter einen höheren Schutz genießt. Das ist für uns ein schwerer Nachteil, weil wir zum einen eine Top-Fachkraft verlieren und einen unwilligen Arbeitnehmer weiterbeschäftigen müssen. Generell wünsche ich mir mehr Vertrauen in die Unternehmen, denn wir sind sicher die Letzten, die zuerst jemanden eine teure Ausbildung zukommen lassen, um diesen dann als Facharbeiter nicht korrekt zu behandeln. Das schiefe Bild, das bei vielen Gewerkschaftern vom ›Arbeitgeberbonzen‹ noch im Kopf existiert gehört von diesen endlich revidiert. Nicht das Gegeneinander, sondern das Miteinander führt uns gemeinsam in die Zukunft.

Meine Herren, vielen Dank für das Interview

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Das Interview können Sie hier im PDF-Format [349 KB] herunterladen.

 

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Fax: +49 (0) 72 32 / 30 22-25
E-Mail: info@zecha.de
www.zecha.de
 

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