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Norbert Blüm bezieht Stellung

Eine Stimme gegen den Wahnsinn

Mit seinem Buch ›Aufschrei‹ zielt der ehemalige Bundesminister Norbert Blüm auf all diejenigen, die für Elend und das Leid dieser Welt verantwortlich sind. Ob Flüchtlinge, Finanzdebakel oder Privatisierung des Staates – zahlreiche Themen werden aufgegriffen und messerscharf analysiert. Eine Lektüre, die für jeden ein Gewinn ist.


Mit seinem Buch ›Aufschrei‹ versucht Norbert Blüm die Menschen aufzurütteln, bestimmte Entwicklungen nicht mehr länger tatenlos hinzunehmen. Unzählige Leben sind den Mördern des Islamischen Staates und den beteiligten Waffenhändlern in den nordafrikanischen Krisengebieten zum Opfer gefallen. Er prangert an, dass sich Geheimdienste lieber der Ausspähung harmloser Bürger widmen, als die Drahtzieher des weltweiten Waffenhandels kaltzustellen. Die Lösung der meisten Probleme ist seiner Meinung nach ein Mangel an Moral. Wir können zwar zum Mond fliegen, sind jedoch nicht in der Lage, barbarischen Banden, die sich mit der Maske eines Staates tarnen, ein Ende zu bereiten.

Er nimmt klar zu der Ungeheuerlichkeit Stellung, dass Saudi-Arabien zwar 120 Moscheen in Deutschland bauen möchte, für muslimische Flüchtlinge im eigenen Land jedoch nichts übrig hat. Er plädiert dafür, den Saudis offen ins Gesicht zu sagen, dass sie Pharisäer, also Heuchler sind. Er ruft friedliche Muslime dazu auf, sich vom gewalttätigen Islam zu trennen.

Im Buch breitet Norbert Blüm interessantes Hintergrundwissen aus. Zum Beispiel erläutert er die Hintergründe für den Tod des 1953 gestürzten persischen Premierminister Mohammad Mossadegh. Hier hatten, wie kann es anders sein, britische und amerikanische Geheimdienste ihre Finger im Spiel. Interessant auch seine kurzen Ausführungen zur Bertelsmann-Stiftung und zu Ratingagenturen. Ebenso bekommt der Konsument sein Fett ab, der er zum Schnäppchenjäger, mithin zum Konsumidioten degeneriert sieht.

Das Glück kommt für Blüm nicht durch immer mehr Konsum, sondern durch einen guten Umgang mit anderen zustande. Er hebt die Liebe als höchste Form der Glückseligkeit hervor. Folglich kann er sich Winterkorn, Ackermann und Blatter nicht als glückliche Menschen vorstellen, da diese durch Manipulationen, Betrügereien und Schiebereien ihren Mitmenschen schadeten. Er mahnt an, dass von der Wiege bis zur Bahre jeder Mensch auf Mitmenschlichkeit angewiesen ist. Ohne Du kein Ich.

Der Autor geht natürlich auch auf die Rolle des Geldes ein. Er stellt fest, dass 99,6 Prozent der Dollarbillionen, die den Erdball umkreisen, mit der Erstellung von Gütern und Dienstleistungen nichts zu tun haben. Für ihn gleicht die globale Finanzwirtschaft einem Haushalt, in dem von 3000 Euro Monatseinkommen zwölf Euro für Essen, Trinken, Wohnen und Kleidung jedoch 2988 Euro für Spiele verjubelt werden. Daher spricht Blüm klar aus, dass wir es hier mit einer Hochstaplerökonomie zu tun haben. Das System der Überschuldung ist ein System planvollen Betrugs.

Scharfe Worte findet Blüm auch für die Klimapolitik. Der Handel mit CO2-Zertifikaten ist für ihn nichts anderes als ein Ablasshandel, bei dem viele Akteure gut verdienen und die anderen dennoch sündigen dürfen. Von einem Kuhhandel mit Geld spricht er, wenn es um den „Deal“ vor Gericht geht. Dieses System, bei dem eine Geldsumme die Verurteilung vermeiden oder die Strafe mildern soll, stützt seiner Meinung nicht das Rechtsbewusstsein, sondern untergräbt es. Geldbesitzer können damit Gerichtsurteile umgehen, wodurch Recht jeden Bezug zur Norm verliert.

Geldbesitzer können aber auch zum Wunschkind kommen, denn Leben wird käuflich. Das „gewünschte Kind“ samt den gewünschten Eigenschaften wird von Gen-Fabriken zusammengestellt. Auch der Tod wird mittlerweile kalkuliert. Laut Blüm stand Ford vor der Frage, eine große Rückrufaktion eines Automodells einzuleiten oder sich auf die Zahlung von Schadenersatz für Tote und Verletzte einzulassen. Ergebnis der Kalkulation: Da die Entschädigung billiger war, wurde der Rückruf unterlassen, der Tod von Ford-Autokäufern daher billigend in Kauf genommen. Vor diesem Hintergrund bekommt der VW-Abgasskandal, bei dem niemand zu Schaden kam, eine völlig neue Perspektive.

Absolut spannend der Abschnitt über die Riester-Rente. Diese war laut Blüm der Hebel, um das gesetzliche Rentenniveau abzusenken. Verlierer sind Geringverdiener, Arbeitslose und Erwerbsunfähige, die sich diese Zusatzrente nicht leisten können. Profiteure sind Privatversicherungen, die Bild-Zeitung über die Anzeigenkosten und die Arbeitgeber, die sich Beiträge sparen.

Scharf ins Gericht geht Norbert Blüm auch mit der UN beziehungsweise ihren Organisationen. Beispielsweise klagt er an, dass die Zahl der Kindersoldaten wächst, Kinderprostitution ein globales Tourismusvergnügen ist und Kinder in Steinbrüchen schuften. Die UN-Organisation ›ILO‹ hingegen verkündet, das Ende der Kinderarbeit, weshalb Blüm ihr bescheinigt, dass sie im Dunklen tappt.

Blüm hält gesunde Familien gerade im Zeitalter der Globalisierung für wichtig, da diese eine elementare Funktion in der Stabilisierung der Menschen zukommt. Es ist nicht verwunderlich, dass totalitäre Systeme sich als erstes daranmachten, die Familie zu zerstören. Laut Blüm ist die Familie die letzte antikapitalistische Bastion. In ihr gilt das ›Wir‹ und nicht das ›Mein und Dein‹.

Die Menschen des Ostblocks hatten das Reglementiertwerden satt. Sie hatten Hunger nach Freiheit, weshalb die Mauer letztlich zusammenbrach. Blüm beschreibt in einem weiteren Abschnitt das Geschehene aus seiner Sicht. Er hebt hervor, dass in der weltgeschichtlichen Sekunde das Richtige getan wurde. Wenig später wäre kein Gorbatschow zu finden gewesen, der die Kraft gehabt hätte, den Zwei plus Vier-Vertrag zu unterschreiben.

Das Buch ›Aufschrei‹ von Norbert Blüm ist eine bunte Mischung vieler brisanter Themen, die nicht nur den Autor Norbert Blüm umtreiben. Es ist ein Buch, das in einer wirren Zeit wichtige Aussagen trifft. Die Lektüre lohnt, um die Dinge einmal aus der Perspektive eines altgedienten Politikers zu betrachten, der seinen christlichen Glauben tief in sich trägt.

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Titel: Aufschrei
Autor: Norbert Blüm
Verlag: Westend Verlag
ISBN: 978-3-86489-132-8
Jahr: 2016
Preis: 18,- Euro
www.westendverlag.de
 

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