Besuch im Waffenmuseum Suhl
Edle Heimat für brillante Waffen
Anhand von Waffen lässt sich nicht zuletzt der technische Stand der Zivilisation ablesen. Waren Waffen früher für Menschen existenziell, um in freier Natur zu überleben beziehungsweise sich Nahrung zu verschaffen, hat sich heute ihr Nutzen verschoben. Sport, Jagd und Friedenserhalt sind gegenwärtig ihre primären Verwendungsarten. Wer die Geschichte von Waffen umfassend kennenlernen möchte, wird vom Waffenmuseum Suhl bestens informiert.
Auch wer es nicht hören möchte: Waffen sind ganz wesentliche Techniktreiber. Ohne Sie wäre das moderne Leben noch lange nicht dort angekommen, wo es heute steht. Wer Waffen am liebsten verbieten würde, so ehrenvoll der Gedanke auch ist, legt Hand an eine freie Gesellschaft und ihre technischen Errungenschaften. Vielmehr muss es darum gehen, möglichst viele Menschen im Umgang mit Waffen zu schulen, damit sich das Faust- beziehungsweise Unrecht nicht erneut parasitär in der Zivilisation ausbreiten kann, wie es derzeit im Nahen Osten zu beobachten ist.
Der Spruch ›Frieden schaffen ohne Waffen‹ ist daher unverantwortlich, weil Nationen ohne starke Armee zum Opfer fremder Interessen werden, wie es dem deutschen Kaiserreich 1918 passierte. Damals vertraute die deutsche Regierung auf die Aufrichtigkeit der Kriegsgegner und den vorgelegten Friedensplan, legte einseitig die Waffen ab und konnte dadurch mit dem Vertrag von Versailles erpresst werden, da man die Kampfhandlungen nicht mehr aufnehmen konnte.
Museen, wie das Waffenmuseum Suhl, sind daher kein Hort, wo Gerätschaften für Massenmörder ausgestellt werden. Ganz im Gegenteil, in diesem Museum sind Innovationen, Techniktreiber, Kunstwerke und Kuriositäten zu besichtigen, die sich Erbauer haben einfallen lassen, damit ihre Auftraggeber Sport treiben, Wild erlegen oder Reichtum demonstrieren können. Hier wird aber auch erklärt, warum gerade in Suhl sich so viele namhafte Waffenbauer niedergelassen haben.
Der Grund ist, dass in dieser Gegend Eisenerz vorkommt und zudem große Waldgebiete zur Verfügung stehen. Eine Ideale Voraussetzung für die – zur Hallstattzeit – damals hier lebenden Kelten zur Eisengewinnung, das sie in sogenannten ›Rennöfen‹ verhütteten, was auch Köhlern zu Lohn und Brot verhalf, mit deren Holzkohle die Öfen beheizt wurden.Die gewonnenen ›Spitzbarren‹ waren eine begehrte Handelsware und wurden weit über Suhl hinaus verwendet.
Diesbezüglich finden sich im Museum zahlreiche Exponate, die von der damaligen Zeit erzählen. Hier gibt es sogar echte Goldmünzen aus dem 14. und 15. Jahrhundert zu sehen, die zeigen, dass Suhl durch seinen Bergbau und seine Waffenindustrie zu einem Städtchen mit sehr wohlhabenden Bürgern wurde, die sehr flexibel auf Nachfrageveränderungen reagierten. So entstand beispielsweise im 19. Jahrhundert eine leistungsstarke Porzellanindustrie, um auf den zurückgehenden Abbau des Eisenerzes zu reagieren. Diese ist jedoch bereits wieder erloschen. Auch diesbezüglich gibt es im Waffenmuseum Suhl Interessantes zu sehen.
Technik für Kenner
Der Schwerpunkt des Museums sind jedoch Waffen verschiedenster Art. Darunter sind echte Raritäten zu sehen, die das Büchsenmacherhandwerk hervorgebracht hat. Jagdwaffen und Pistolen mit feinst verzierten Läufen und Schäften sind darunter ebenso zu finden, wie Wettkampfwaffen mit höchster Treffergenauigkeit. Das Museum ist voller Highlights, die den Kenner edler Waffentechnik derart in ihren Bann ziehen, dass Stunden zu Minuten mutieren. Große Augen bekommen sogar Experten, die den Damaszener-Stahl nur mit Messern in Verbindung bringen.
Weit gefehlt! In Suhl wird man aufgeklärt, dass dieses aus verschiedenen Eisensorten bestehende und von ausgefuchsten Schmieden mithilfe eines runden Dorns zusammengeschmiedete Material auch für Waffen verwendet wurde, was anhand zahlreicher Exponate gleich demonstriert wird. Es ist sogar ein circa ein Meter langes Damaszener-Band zu sehen, das den Werdegang dieses besonderen Materials vor Augen führt. Daraus hergestellte Waffen sind absolute Augenweiden und Unikate, da das Muster der Damaszenerläufe einmalig und unwiederholbar ist.
Leider ist diese Kunst mittlerweile verloren gegangen, da zur Jahrhundertwende vom Stahlgiganten Grupp ein spezieller Stahl für Schusswaffen auf den Markt gebracht wurde. Die daraus hergestellten Gewehre, Pistolen und Revolver waren wesentlich preiswerter, robuster und zielgenauer. Es gibt nahezu keine Vitrine im Suhler Waffenmuseum, vor der man nicht länger verweilt. Alleine schon die Technik der Schussauslösung ist hochinteressant. Da gibt es zum Beispiel Luntenschloss-, Radschloss-, Steinschloss und Perkussionssysteme zu sehen. Aber auch die Ausführung der Läufe ist einen Blick wert. Man sieht Musketen mit eingearbeiteten Drall im Lauf ebenso, wie Gewehre, deren glatter Lauf am Laufende eher an ein Fischmaul erinnert. Diese Unikate waren wohl die Vorläufer der Schrotgewehre, da mit ihnen gehacktes Blei ebenso verschossen wurde, wie aneinandergekettete Kugeln. Die Wirkung dürfte verheerend gewesen sein.
Imposant sind die zahlreichen ausgestellten Schnittmodelle, die anschaulich die Funktion der unterschiedlichen Waffen vor Augen führen. Besondere Hingucker sind diesbezüglich die Funktionsmuster der ausgestellten Jagdwaffen, die demonstrieren, dass hier perfekt passende Feinmechanik und Waffenbauerkunst gefragt ist, soll der Schuss zum gewollten Zeitpunkt brechen und die Kugel präzise ihr Ziel erreichen. In den Waffen für Sport- und Scharfschützen wurde diese Kunst auf die Spitze getrieben.
Kein Wunder, dass es im Museum einen eigenen Bereich gibt, der umfassend über Sportwaffen informiert. Hier gibt es nicht nur die Highlights des Suhler Luftgewehrbaus zu sehen, sondern auch die Kleinkaliber-Siegerwaffen, die Olympiasieger Ralf Schumann bei seinen Erfolgen nutzte. Die Abteilung ist sogar im Stil eines Schießstandes aufgebaut, in der Gewehre auf Besucher mit Adleraugen warten.
Augenschmaus in Serie
Kunstbegeisterte werden von den unglaublich filigranen und ausdruckstarken Gravuren und Einlegearbeiten hingerissen sein, die in die Läufe beziehungsweise Schäfte eingearbeitet wurden. Man bekommt eine Ahnung davon, dass Schusswaffen früher wohl das waren, was heute teure Uhren oder Autos sind: Statussymbole, um sich von der Masse abzuheben.
Selbstverständlich gibt es auch Waffen für das Militär aus verschiedenen Jahrhunderten zu sehen, die in einer eigenen Abteilung zusammengefasst sind. Angefangen beim ›Morgenstern‹ –einer mittelalterlichen Schlagwaffe – über verschiedene Waffen ab dem 15. Jahrhundert bis hin zur modernen Kalaschnikow ist viel zu bestaunen, das in diversen Kriegen zum Einsatz kam.
Hier wird auch demonstriert, wie sich die Zündung des Pulvers weiterentwickelte, um das Geschoss aus dem Lauf zu treiben. Wer etwa noch nie etwas von einer Zündnadelzündung gehört hat, kann ein Schnittmodell einer Doppellaufpistole von 1830 bewundern, das einen Blick auf diese Technik gewährt.
Musste früher das Pulver umständlich in den Lauf eingefüllt werden, ist dieses nun zusammen mit dem Zündplättchen und dem Geschoss zu einer Patrone vereint. Die Zündnadel der Pistole dringt nach dem Auslösen in das Zündplättchen ein, das daraufhin explodiert, was wiederum das Pulver entzündet. Das verbrennende Pulver erzeugt ein rasch expandierendes Gas, das schlussendlich die Patrone aus dem Lauf treibt.
Wer immer schon einmal wissen wollte, woher der Spruch ›Das ist 08/15‹ kommt, der bekommt in Suhl auch dies erklärt, da hier der Initiator für diese Wortwahl steht: Das deutsche Maschinengewehr ›08‹. Dieses wurde ab 1908 gebaut, daher das erste Kürzel 08. Das ist jedoch noch nicht alles. Die ersten Modelle konnten nur mit eigens angepassten Ersatzteilen repariert werden. Die Maschinengewehrteile waren nicht austauschbar, weshalb das deutsche Militär auf Änderung bestand.
Vorteil durch Normung
Dies war die Geburtsstunde der Normung! Im nachfolgenden 08-Modell ab dem Baujahr 1915 (08/15) wurden zum ersten Mal Teile verbaut, die der diesbezüglichen Normung unterworfen waren, weshalb aus zwei defekten 08-Modellen unter Umständen ein wieder funktionsfähiges Modell zusammengebaut werden konnte. Im Krieg mit seiner Mangelwirtschaft ein enormer Vorteil!
Diese Teile-Austauschbarkeit wurde später auch für kommerzielle Produkte übernommen, was Reparatur- und Lagerhaltungskosten senkte. Nicht zuletzt hier sieht man sehr schön den Nutzen der Militärtechnik für den zivilen Sektor. Es ist ein Vergnügen, durch das Waffenmuseum Suhl zu streifen, da nicht nur hochinteressante Highlights dicht an dicht versammelt sind, sondern diese auch noch sehr geschmackvoll und übersichtlich präsentiert werden.
Da gibt es zum Beispiel Langwaffen in einer von beiden Seiten einsehbaren Vitrine zu besichtigen, während im Obergeschoss bekannte Suhler Waffenfabriken ihre Kunst dem Besucher anhand bekannter und weniger bekannter Produkte näherbringen. Es ist sicher nicht übertrieben, einen ganzen Tag für dieses Museum einzuplanen.
Alles richtig macht derjenige, der mit seiner Familie gleich ein Museums-Wochenende in Suhl plant, denn am nächsten Tag wäre ein Besuch des ganz in der Nähe liegenden und ebenso spannenden Fahrzeugmuseums der gelungene Abschluss eines Besuchs der Stadt Suhl, aus der nach wie vor edle Waffen in alle Welt gehen.
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Mehr Informationen:
Waffenmuseum Suhl | |
Friedrich-König-Str. 19 | |
98527 Suhl | |
Tel.: +49 (0) 36 81 / 74 22 18 | |
Fax: +49 (0) 36 81 / 74 22 20 | |
E-Mail: info@waffenmuseum.eu | |
www.waffenmuseumsuhl.de |
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