Welt der Fertigung
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Wieder mehr Mut zu technischen Veränderungen

Wieder mehr Wettbewerb wagen

Nur der Wettbewerb garantiert, dass Produkte ständig weiterentwickelt und verbessert werden. Angebot und Nachfrage eines freien Marktes sorgen dafür, dass sich die besseren Produkte durchsetzen. Allerdings kommt dieses Gesetz an eine Grenze, wenn ein Unternehmen eine Monopolstellung durch den Marktaustritt seiner Mitbewerber erreicht hat. Dies ist im EDV-Bereich geschehen, was für Unternehmen und Bürger extrem nachteilige Folgen hat.

Monopole haben massiv nachteilige Auswirkungen, die in ihrer ganzen Tragweite erst nach einer gewissen Zeit sichtbar werden. Das Bundeskartellamt ist daher eine wichtige Behörde, marktwirtschaftlichen Fehlentwicklungen vorzubeugen.

Die Macht dieser Behörde ist jedoch begrenzt. Gelingt es einem Unternehmen, durch Verdrängen von Mitbewerbern ­einen Markt zu dominieren, so kann dieses praktisch unbeeinflusst von Behörden und Marktbegleitern seine Vorstellungen hinsichtlich Produktpolitik, Ethik und Preis durchsetzen. Gelingt dies einem Weltkonzern, ist es praktisch nicht mehr möglich, dessen Macht zu begrenzen, da in der Regel keine ernst zu nehmenden Unternehmen mehr existieren, die dazu in der Lage wären.

Derartige Szenarien haben sich im EDV-Bereich ereignet. Microsoft hat mit seinem Betriebssystem ›Windows‹ in Deutschland einen Marktanteil von rund 82 Prozent erreicht, bei seiner Büro-Software ›Office‹ kann sich das Unternehmen sogar über einen Marktanteil von 92 Prozent freuen. Das Unternehmen musste sich im Browser-Markt jedoch dem Browser ›Chrom‹ von Google geschlagen geben, der auf einen Marktanteil von rund 61 Prozent kommt.

In allen diesen Bereichen dominieren US-Firmen und bestimmen, wohin hier jeweils die Reise geht. Diese Abhängigkeit ist eine Katastrophe für Unternehmen und nicht zuletzt von diesen mitverursacht worden. Es galt und gilt, möglichst problemlos Dateien unter allen Abteilungen und Partnerfirmen austauschen zu können. Ein verständliches Verlangen, das jedoch dazu führte, dass die Wünsche der Nutzer keine große Rolle mehr bei der Weiterentwicklung der Software spielen.

Ganz im Gegenteil ist eine Entwicklung eingetreten, die mehr als Beunruhigend ist. US-Unternehmen mit Marktmonopol werden mittlerweile von der US-Regierung genutzt, um politischen Druck auf missliebige Wettbewerber oder Staaten auszuüben. Wie der Fall Huawei zeigt, sind Monopole scharfe Waffen, die ohne Kriegserklärung zur marktwirtschaftlichen Weltherrschaft führen.

Wie selbstverständlich werden heute Windows-10-Updates zwangsweise in der neuesten Version auf jeden mit dem Internet verbunden PC gespielt, ohne dass dies unterbunden werden kann. Niemand kann kontrollieren, was in dieser Zeit im Rechner passiert und ob eventuell wichtige Informationen ausgelesen werden. Laufen zudem nach Abschluss des „kostenlosen“ und „für die Betriebssicherheit wichtigen“ Updates anschließend einige Programme nicht mehr, weist Microsoft jede Verantwortung weit von sich.

Es ist sehr verwunderlich, dass sich keine EU-Behörde angesprochen fühlt, diesem Treiben ein Ende zu bereiten. Höchste Zeit, dass sich die großen Unternehmen Europas aufmachen, sich ihrer ruhmreichen IT-Vergangenheit zu erinnern und gemeinsam an einem Gegenentwurf zu Windows, Microsoft Office und Google arbeiten, um die Marktkräfte wieder ins Gleichgewicht zu bekommen.

Im Smartphone-Markt ist eine ähnliche Entwicklung eingetreten. Ungeniert bedienen sich Programme beim verfügbaren Download-Volumen, um sich auf dem neuesten Stand zu halten. Auch hier ist es nicht mit vertretbarem Aufwand möglich, dies zu unterbinden. Das Google-Betriebssystem ›Android‹ kommt mittlerweile auf einen weltweiten Marktanteil von 85 Prozent. Jedes damit ausgestattete Smartphone wird somit ab Werk als ­Ärgernis verkauft, dessen Nutzung nur mit Magengrummeln vonstattengeht. Wo liegt das Problem, europäische Antworten auf die US-Dominanz im Smartphone-, Office- und Betriebssystem-Markt zu geben?

Der Käufer sollte sich seiner Macht bewusst sein: Sobald Android-Smartphones künftig nicht mehr erworben werden, Rechner mit hochnäsig programmierten PC-Betriebssystemen im Regal verstauben und der Blick verstärkt auf alternative Office-Programme gerichtet wird, werden auch Monopolisten erkennen, dass ihre Macht Grenzen hat. Dieser Mut muss nicht mit Einschränkungen einhergehen: Der Umstieg vom Smartphone auf ein hochwertiges Handy wird mit traumhaften Akku-Laufzeiten belohnt, Office-Alternativen sind keineswegs 2. Wahl und der Firefox-Browser ist ein Top-Produkt, das locker mit Chrom mithalten kann.

Herzlichst
W. Fottner
Chefredakteur ›Welt der Fertigung‹

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