Welt der Fertigung
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Just-in-time als Mühlstein

Eine Fertigungsmethode mit großen Risiken

Die Just-in-time-Produktion ist ein hervorragendes Instrument zum Bau von technischen Erzeugnissen in großer Zahl. Dies trifft allerdings nur zu, wenn die Warenströme unterbrechungsfrei funktionieren. Da dies in der gegenwärtigen politischen Landschaft nicht mehr gegeben ist, sind Unternehmenslenker bestens beraten, sich wieder mit dem Thema ›Lagerhaltung‹ zu befassen.

Wird in der Großserienproduktion auf das Just-in-Time-Verfahren gesetzt, müssen Montagebänder zeitlich exakt mit den eintreffenden Zulieferteilen synchronisiert werden, damit eine störungsfreie Produktion gegeben ist. Dies geht so weit, dass eintreffende Lastkraftwagen nur zu einer bestimmten Zeit an einer bestimmten Rampe der Fabrik eintreffen dürfen, damit sichergestellt ist, dass alle benötigten Teile in der richtigen Reihenfolge von den aus allen Himmelsrichtungen eintreffenden LKWs entladen und in den Produktionsprozess eingeschleust werden. Pufferlager sind mit diesem System nur im kleinen Maßstab nötig.

Dieses logistische Abruf- und Anlieferungsverfahren funktioniert bestens, wenn die Rahmenbedingungen dafür gegeben sind. Dies ist jedoch derzeit nicht der Fall, wie die Probleme bei den Automobilfirmen, in der Bauindustrie sowie in der Lebensmittelproduktion zeigen. Es fehlen nicht nur Chips, sondern auch Roh- und Betriebsstoffe wie Metalle, Gas und Holz. Die Just-in-time-Produktion ist in der Zeit des Mangels ein gefährlicher Mühlstein, der Firmen durch die auflaufenden Kosten in den Abgrund reißen kann.

Der Mangel ist teilweise der mutwillig herbeigeführten Corona-Krise geschuldet, jedoch auch in politischen Machtspielchen zu suchen, wie sie derzeit beispielsweise von China ausgehen.

Im Fall der Magnesiumförderung wird zwar angeben, dass der Mangel der in China herrschenden Energieknappheit geschuldet ist, da man Klimaziele erreichen möchte, doch ist diese Aussage mit Sicherheit nicht der wahre Grund. Vielmehr ist die Wahrheit wohl darin zu sehen, dass Chinas Machthaber Xi unbedingt Taiwan wieder mit China vereinigen möchte, daher die Wirtschaftskarte spielt, um dieses Ziel ohne großen Krieg zu erreichen.

Es zeigt sich nun, dass es ein großer Fehler war, ein kommunistisches Regime durch den Transfer von technischem Wissen stark zu machen, beziehungsweise China nur als billige „Werkbank“ zu betrachten. China ist mittlerweile wirtschaftlich und militärisch mit den USA auf Augenhöhe und kann einem Kräftemessen gelassen entgegensehen. In dieser Zeit der politisch herbeigeführten Knappheit werden alle diejenigen bestärkt, die immer schon auf Lagerhaltung beziehungsweise eine Produktion in Europa gesetzt haben.

Ein Beispiel ist das Unternehmen Trigema. Dessen Geschäftsführer Wolfgang Grupp hat sein Lager nie aufgegeben, obwohl ihm „Unternehmensberater“ genau dies vorgeschlagen hatten. Heute kann er daher dem um sich greifenden Mangel wesentlich gelassener entgegensehen, als Unternehmer, die hier Einschnitte vorgenommen haben.

Zu Korrigieren ist auch die Energiewende, die in naher Zukunft zu massiven Stromausfällen führen wird, wenn hier kein Umdenken stattfindet. Genügend Strom ist Voraussetzung für eine gesunde Wirtschaft, denn was nützen Rohstoffe, wenn diese wegen Strommangels nicht mehr verarbeitet werden können?

Um die Industrie in Europa nicht vollends zu zerstören, ist es klug, viele neue Weichenstellungen vorzunehmen beziehungsweise Fehler zu korrigieren. Dazu gehört die Rückholung wenigstens eines Teils der in China liegenden Produktion, der Aufbau neuer Rohstoff-Lieferanten sowie die massive Förderung der Atomkraft mit neuen Kraftwerkstypen, die sauberen, billigen und jederzeit verfügbaren Strom garantieren.

Darüber hinaus sind zu Russland wieder normale Beziehungen zu pflegen, sind die Corona-Maßnahmen zu beenden und muss massiv in unser Schulwesen investiert werden, denn nur bestens ausgebildete Menschen sind in der Lage, moderne Industrienationen am Leben zu erhalten. Und dann klappt es auch wieder mit der Just-in-time-Produktion.

Herzlichst
W. Fottner
Chefredakteur ›Welt der Fertigung‹

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