Rente mit 67 ist nicht sozial
Klartext von Siegfried Huhle, Stahlbauunternehmer
Die Rente mit 67 steht zur Diskussion. Und das ist gut so. Denn die Rentenentwicklung führt dazu, dass man meiner Meinung nach neu- und umdenken muss. Schon heute haben gerade einmal circa 30 Prozent aller 60 bis 64-jährigen Arbeitnehmer einen Arbeitsplatz. Auch wenn der Prozentsatz in der jüngeren Vergangenheit gestiegen ist: Ich glaube nicht daran, dass sich an dieser Tatsache noch sehr viel ändern wird. Ich glaube nicht, dass zum Beispiel die für Deutschland so wichtige metallverarbeitende Branche in Zukunft deutlich mehr Arbeitsplätze für ältere Mitarbeiter bieten wird als heute. Bei uns im Handwerk beginnen viele ihr Arbeitsleben mit 15 oder 16 Jahren. Wenn ein Handwerker 65 Jahre alt ist, steht er zwischen 40 und 50 Jahre im Beruf. Seine Arbeit ist anstrengend und mit körperlichem Verschleiß verbunden. Viele Beschäftigte in der Metallbranche müssen früher aufgeben und nehmen schon heute Rentenkürzungen in Kauf. Viele Arbeiter können den hohen Anforderungen, die sich durch den schnellen technologischen Wandel ergeben, mit 65 Jahren oft nicht mehr gerecht werden.
Siegfried Huhle, Geschäftsführer Huhle GmbH
Man kann heute nicht über die Rente mit 67 oder 70 reden, ohne auch über die Rentenhöhe zu sprechen. Bei einer Durchschnittsrente bei Männern von ca. 1000 € und bei Frauen von ca. 500 € ist eine Rentenkürzung nicht zu verkraften. Außerdem muss hier beachtet werden, dass bei einer Inflationsrate von 2 Prozent eine Rente von heute 800€ in zehn Jahren nur noch 650€ Wert ist.
Die meisten Fachleute sind sich einig: Eine Erhöhung des Rentenalters bedeutet nichts anderes als eine Rentenkürzung durch die Hintertür. Rentenkürzungen sind für Arbeitnehmer, die im produzierenden Gewerbe arbeiten, nicht mehr akzeptabel. Noch schlimmer sieht es im Dienstleistungsbereich oder im Handel aus, wo oft niedrige Löhne bezahlt werden. Die enormen Einkommens- und Vermögensunterschiede in unserem Land und die Ungleichheiten bei den Lebens- und Arbeitsbedingungen finden ihren Niederschlag in der Rente. Wir müssen bedenken, dass die „normale“ Erwerbsbiographie, von der bei der Berechnung der Rente als Regel ausgegangen wird, in den letzten zwei Jahrzehnten inzwischen fast zur Ausnahme geworden ist. Die meisten Arbeitnehmer werden in Zukunft nicht 45 Jahre Rentenzahlungen nachweisen können, sondern vielleicht nur noch 25 oder 30.
Die Rentenprognosen sind nicht nur für die neuen Bundesländer, sondern auch für uns alarmierend. Und wenn wir uns die Entwicklung der Lebensversicherungen anschauen, dann werden die Erträge auch dort in Zukunft weiter sinken. Besonders schwierig wird die Situation durch die vielen Beschäftigungsverhältnisse im Billiglohnsektor und die Ausweitung der Leiharbeit. Erst kürzlich wurde festgestellt, dass inzwischen jeder Fünfte zu Niedriglöhnen arbeitet – das wird sich in den Renten niederschlagen. Die in der Zeitarbeit eingesparten Beträge werden wir als Gesellschaft in Zukunft teuer bezahlen müssen.
Besonders alarmierend ist die Auseinanderentwicklung der Renten. Aus all diesen Gründen plädiere ich für eine sozial gerechtere Rente. Dazu gehört auch, dass sich die gesetzliche Rente, Pensionsansprüche und andere Altersversorgungen nicht so weit auseinander entwickeln dürfen. Arbeitnehmer, die 40 Jahre Höchstbeiträge eingezahlt haben - und die sind in der Regel männlich und eher die Ausnahme - erhalten heute rund 2000 € Rente. Beamte jedoch bekommen im Durchschnitt ca. 2700 Euro. Die Höchstrente für Beamte liegt bei ca. 8200 Euro. In den letzten zehn Jahren sind die Pensionsansprüche dreimal so stark gestiegen wie die Renten. Die Forderungen, die sich daraus an den Staatshaushalt ergeben, sind unbezahlbar und sollen ausgerechnet von denen erarbeitet werden, auf die im Alter die Armut wartet. Um diese Pensionsansprüche zu befriedigen, müssen wir bis zum Jahr 2050 rund tausend Milliarden Euro aufbringen, das entspricht rund 60 Prozent der heutigen Staatsverschuldung. Ich weiß nicht, wie das gehen soll, ohne den sozialen Frieden in unserem Lande zu gefährden. Auch davor dürfen wir nicht länger die Augen verschließen. Dies gilt auch für die überhöhten Finanzrückstellungen für die Renten- und Pensionsansprüche, sowie Abfindungen im Management.
Nicht dass ich hier missverstanden werde. Ich habe überhaupt nichts dagegen, dass Menschen, wenn sie den Wunsch haben, und geistig und körperlich dazu in der Lage sind, so lange arbeiten, wie es ihnen Freude bereitet. Und ich halte es für sinnvoll, den Übergang zwischen der Welt der Erwerbsarbeit und dem Renteneintritt stufenweise zu gestalten. Doch darum geht es bei dieser Diskussion nicht. Die Forderung nach der Rente ab 67 wird undifferenziert über alle Branchen, Berufe und soziale Schichten hinweg diskutiert. Und dabei wird ignoriert, dass ein späteres Renteneintrittsalter eigentlich nichts anderes bedeutet, als dass die strukturellen Probleme der Rentenversicherung auf Kosten der Ärmsten gelöst werden sollen. Das ist mit meinem Verständnis von einer sozialen Marktwirtschaft und meiner christlichen Überzeugung nicht vereinbar. Wir müssen diese Probleme solidarisch lösen.
Mehr Informationen zur Huhle GmbH:
Siegfried Huhle | |
Huhle Stahl- und Metallbau GmbH | |
Tel.: +49(0)611 96 777 10 | |
E-Mail: shuhle@huhle-stahlbau.de | |
www.huhle-stahlbau.de |
Bitte bewerten Sie diesen Artikel.
Bitte bewerten Sie diese Seite durch Klick auf die Symbole.