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Teilchenbeschleuniger im Tischformat

Strahldiagnostik mit viel Potenzial

Seit Jahrzehnten wurden Teilchenbeschleuniger immer größer. Inzwischen haben Ringbeschleuniger mit Umfängen von vielen Kilometern eine praktische Grenze erreicht. Auch Linearbeschleuniger im GHz-Bereich erfordern sehr große Baulängen. Seit einigen Jahren gibt es jedoch eine Alternative: „Teilchenbeschleuniger im Tischformat“, die auf der Laseranregung von Kielwellen in Plasmen (laser wakefield) basieren.

Ein Team aus dem Helmholtz-Zentrum Berlin (HZB) und der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) hat eine Methode entwickelt, um den Querschnitt der so beschleunigten Elektronenpakete präzise zu vermessen. Dadurch rücken Anwendungen dieser neuen Beschleunigertechnologien für Medizin und Forschung näher.

Das Prinzip der Laser-Wakefield-Beschleuniger: Ein Hochleistungslaser regt in einem Plasma eine Ladungswelle an, die sich mit der Geschwindigkeit des Laserpulses fortpflanzt und ihrem „Kielwasser“ Elektronen hinterherzieht und so beschleunigt. Elektronenenergien im GeV-Bereich können mit dieser Technik schon seit längerem erreicht werden. Allerdings sind die so erzeugten Elektronenpakete bisher zu klein und zu schlecht fokussiert, um die von ihnen abgegebene Synchrotronstrahlung zu nutzen, ein intensives, kohärentes Licht, das für die Forschung in vielen unterschiedlichen Disziplinen eingesetzt wird.

Für die Weiterentwicklung der Technik ist daher eine Methode notwendig, um Querschnitt und Qualität der Elektronenpakete individuell präzise zu messen und zu kontrollieren. Der Speicherring der PTB, die Metrology Light Source (MLS), erlaubt in flexiblem Forschungsbetrieb die Erzeugung von kleinen Elektronenpaketen, die denen der Laser-Wakefield -Beschleuniger sehr ähnlich sind, deren Eigenschaften aber sehr reproduzierbar und genau eingestellt und variiert werden können. Ein Team am HZB und an der PTB hat nun eine Methode entwickelt, um die laterale Ausdehnung des Elektronenstrahls eines Laserplasma-Beschleunigers mit einer Auflösung im Mikrometerbereich zu messen.

„Dabei nutzen wir eine Technik, die erfolgreich am Speicherring Bessy II eingesetzt wird“, erklärt Thorsten Kamps, Ko-Autor der Studie. Erstautor Ji-Gwang Hwang hatte die Idee, im sichtbaren Bereich die kohärente Strahlung der Elektronenpulse über das Phänomen der Interferenz (Doppelspalt) zu nutzen und den Strahlquerschnitt als Abweichung von einer perfekt punktförmigen Quelle zu ermitteln. Mithilfe einer hochempfindlichen Kamera und komplexer Algorithmen gelang es dem Team, die laterale Strahlgröße im Bereich von wenigen Mikrometern zu messen. Die Messungen selbst hat Katharina Albrecht im Rahmen ihrer Bachelorarbeit in Physik durchgeführt.

„Wir haben für dieses Projekt sehr eng mit unseren Kollegen von der (MLS) an der PTB zusammengearbeitet“, betont Kamps. „Dort ist es an einer Beamline möglich, den Elektronenstrahl aus einem Plasma-Beschleuniger zu imitieren und so die Methode unter realistischen Bedingungen zu testen“, sagt Kamps.

Mehr Informationen zum PTB:

Kontakt  Herstellerinfo 
Physikalisch-Technische Bundesanstalt PTB
Bundesallee 100
38116 Braunschweig
Tel.: (0531) 592-0
E-Mail: info@ptb.de
www.ptb.de

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