Welt der Fertigung
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7industry vernetzt Produzenten und Einkäufer

Neue Einkaufsplattform mit erstklassigem Nutzen

Mit der Plattform ›7industry‹ können Einkäufer bei Produzenten mit freier Kapazität einfach und schnell Aufträge platzieren und damit im Einkauf und der Verwaltung von Beschaffungsprozessen enorm viel Zeit und Kosten sparen. Bei großen Unternehmen mit vielen Lieferanten wirkt sich diese Einsparung immens positiv aus und auch kleine KMU`s bekommen die Chance, an ›Industrie 4.0‹ teilzuhaben. Gründer Peter Schär erläutert in einem Interview den Nutzen des neuen Angebots.


Sehr geehrter Herr Schär wie kamen Sie auf die Idee die Plattform ›7industry‹ zu gründen?

Schär: In meiner langjährigen Tätigkeit als Projekteinkäufer war es mein tägliches Problem, dass ich zu viel Zeit damit verbrachte, einen Lieferanten mit freier Kapazität aufzuspüren. Schon vor zehn Jahren kam ich auf die Idee, eine zentrale Plattform ins Leben zu rufen, welche die mechanische Fertigung und den Einkauf rund um den Globus miteinander verbinden sollte. Also habe ich mit meinen bescheidenen Möglichkeiten eine einfache erste Lösung programmiert um das Interesse der Industrie zu testen. Doch die Zeit war dafür noch nicht reif: Ich merkte bei einem Testlauf, dass die Firmen noch nicht vernetzt dachten, und musste die Idee erst mal auf Eis legen.

Im Jahr 2012 wagte ich einen zweiten Versuch: Nach guter Vorbereitung gründete ich im Mai 2016 die 7industry GmbH und gab die professionelle Programmierung meiner vorbereiteten Plattform bei Profis in Auftrag. Am 1. Juli 2016 ist die Plattform live geschaltet worden.

Einkauf im Maschinenbau 4.0, we build the future‹. Dies ist Ihr Slogan auf der Startseite der Plattform 7industry. Was muss man sich darunter vorstellen?

Schär: Der Einkauf ist ein wichtiger Bestandteil der Aktivitäten jedes produzierenden Unternehmens. Der Aufwand dafür ist immens und der Personaleinsatz hoch. Qualifizierte und gut geschulte Einkäufer sind Juwelen in jedem Unternehmen, aber auch ein teurer Personalkostenfaktor. Industrie 4.0 hat das Ziel, alle Vorgänge im Unternehmen und vor allem nach Außen auf moderne Art und kostensparend zu vernetzen. Ein geschulter Einkäufer soll nicht einen hohen Anteil seiner kostbaren Zeit mit ergebnisloser Suche verbrauchen, sondern möglichst schnell und transparent seine Kernaufgabe, nämlich das Einkaufen zum Wohle seines Unternehmens erfolgreich erledigen können. Dies ist mit der Plattform 7industry realisiert. Industrie 4.0 hat aber ein noch großes Fragezeichen und das ist die Datensicherheit. Genau dieser Schutz der sensiblen Produktdaten liegt bei uns im Fokus.

Wie sieht es mit der Datensicherheit aus?

Schär: Für mich ist klar, dass Kundendaten dem Kunden gehören und nicht zweckentfremdet verwendet werden dürfen. Um die Datensicherheit auf dem höchstmöglichen Niveau zu haben, wird die Plattform auf Servern in der Schweiz betrieben. Wenn Einkäufer ihre Zeichnungen auf das Portal hochladen, können sie sicher sein, dass nicht die offene Welt des Internets mitlesen kann. Vertraulichkeit der Zeichnungsdaten ist ein ganz wichtiger Bestandteil der Funktionen der Plattform 7industry. Wer auf herkömmliche Art seine Zeichnungen per email verschickt, öffnet dem unberechtigten Zugang Tür und Tor. Und dies wollte ich auf jeden Fall vermeiden.

Was kann die Plattform 7industry und welche Vorteile haben die Nutzer?

Die Einkäufer bekommen jetzt endlich ein übersichtliches Tool zur Hand, das sie mit den Lieferanten vernetzt. Sie verfügen über Echtzeitinformation der freien Maschinenkapazitäten aller relevanten Zulieferer. Mühsames Abtelefonieren der Hersteller entfällt, da der Lieferant die freie Maschinenkapazität nach Kategorien geordnet auf der Plattform den Einkäufern publizieren kann. Bisher gab es nur unübersichtliche Portale dieser Art, auf denen man lange nach den nötigen Informationen suchen musste. Eine der großen Stärken des Tools liegt in der Auswertung der Daten: Der Einkaufsleiter kann für sein Unternehmen die Daten kategorisieren, um damit für jeden Beschaffungsbereich per Mausklick Echtzeitinformationen abzurufen. Für jeden Bereich kann er Schwellenwerte eingeben, die bei Unterschreitung der Kapazität einen Alarm senden. Somit erspart er sich die Zeit, um die Kapazitäten periodisch von Hand zu prüfen. Zudem kann er die Projekte einplanen um zu prüfen, ob es zu Kapazitätsengpässen kommen kann.

Wenn Einkäufer die Kapazität von tausenden Anbietern sehen, wird doch das Ganze auch wieder unübersichtlich?

Schär: Mit der Plattform 7industry kann der Einkäufer seinen Anbieterkreis eingrenzen. Er möchte natürlich vorzugsweise mit Lieferanten zusammenarbeiten die er kennt. Denn die Qualität und Lieferpünktlichkeit steht für ihn im Vordergrund. Er muss wissen, dass er sich auf seine ausgewählten Lieferanten verlassen kann. Er muss ohne Risiko seine Teile beim ausgewählten Lieferanten bestellen können, um sie dann zum vereinbarten Termin in der gewünschten Qualität zu bekommen. Darüber hinaus kann er natürlich neue Lieferanten gewinnen und qualifizieren, denn er kann neue Lieferanten testen, wenn Teile ohne Zeitdruck beschafft werden können.

Zudem kann der Hersteller der Teile vertrauliche Informationen selektiv weitergeben, also nur an Unternehmen, die er kennt. Ein weiterer Vorteil ist, dass auch kleine, weniger bekannte KMU einfacher gefunden werden, da sie sich auf dem Portal per Microsite kostenlos präsentieren können. Ihre Maschinenauslastung steigt dadurch, dass sie gezielt freie Kapazitäten aufzeigen können. So nehmen auch Klein- und Kleinstunternehmen an der vierten industriellen Revolution teil.

Sind denn die Produzenten bereit, ihre Maschinenauslastung im Internet zu publizieren?

Schär: Natürlich machen die Produzenten im ersten Moment sehr kritische Überlegungen über die Plattform, denn es gab leider in der Vergangenheit viele Plattformen die keinen Mehrwert boten sondern nur viel Geld gekostet haben und immer noch kosten. Versteht der Produzent aber die Idee, dass ihm in Zukunft die Einkäufer helfen die Maschineauslastung zu steigern und mehr Aufträge reinzuholen, steigt das Interesse enorm. Auch in anderen Branchen ist es üblich, dass die Kunden sehen wann eine gewünschte Dienstleistung abgerufen werden kann. Somit verbringt der Produzent seine Zeit nicht mit Aufträge reinholen, sondern kann sich auf seine Kernkompetenz konzentrieren, welche beinhaltet, dass bestellte Teile in der gewünschten Zeit und Qualität hergestellt werden.

Wie können bestehende Systeme mit der Plattform verbunden werden?

Schär: Der Start mit der 7industry-Plattform wird den Unternehmen leichtgemacht, denn es ist keine Anbindung an ein ERP erforderlich. Möchte das Unternehmen jedoch die Prozesse weiter optimieren, ist die Verknüpfung ihres ERPs an die Plattform problemlos möglich. Die Plattform bietet dem Einkäufer und Produzenten einen Mehrwert wie er bisher noch nicht vorhanden war.

Können Sie als Start Up so etwas überhaupt stemmen?

Schär: Dafür ist bereits gesorgt. Auf der einen Seite sind externe Programmierer eingebunden, auf der anderen Seite habe ich einen Partner aus Deutschland als Teilhaber mit im Boot, der sich in der Branche sehr gut auskennt. Wir gehen davon aus, dass die Plattform gut starten wird und wir ein schnell wachsendes Portal aufbauen können, das dann einige Arbeitsplätze schafft. Wir sind bereits dabei, weitere Ideen in sinnvolle Module umzusetzen, die der Produktionswelt das Arbeiten erleichtert. Alles Dinge, die wir selber in unserer Tätigkeit vermisst haben.

Welche Kosten entstehen für Nutzer der Plattform?

Schär: Damit jeder interessierte das Portal testen kann sind die ersten zwei Monate kostenlos. Anschließend bezahlen Einkäufer und Produzent 27 Euro pro Monat bei Jahresrechnung. Kommt ein zusätzlicher Nutzer im gleichen Unternehmen dazu, kostet das nur 10 Euro. Möchte ein Unternehmen monatlich bezahlen, ist dies natürlich auch möglich. Wenn der Einkäufer oder der Produzent clever rechnet – und das können die ja bestens – kann er sofort überschlagen, was er alleine an Zeit und damit Geld sparen kann, wenn er mit der Plattform arbeitet. Hochgerechnet auf das ganze Jahr kostet die Plattform 324 Euro pro Jahr. Jede Minute die er bei seiner Tätigkeit spart, bringt ihm bares Geld und die Kosten sind im Vergleich zu seinen möglichen Einsparungen minimal.

Wie informiert man sich über die Funktionen der Plattform 7industry?

Schär: Auf der Startseite der Plattform ist ein Erklärfilm, der dem Besucher in gut zwei Minuten erläutert, wie das Portal funktioniert. Danach kann man sich in Minutenschnelle anmelden und sofort mit der Plattform arbeiten. Weiter haben wir eine Supportseite, die jeden einzelnen Bedienungsschritt von der Anmeldung bis zum Beantworten einer Produktionsanfrage erklärt. Der Benutzer muss also nie eine Funktion auf gut Glück bedienen, sondern weiß im Voraus genau, was wie zu bedienen ist.

Wie sehen Sie die Zukunftsaussichten?

Schär: Ich blicke erwartungsvoll in die Zukunft, nicht zuletzt weil wir auch durch die Zusammenarbeit mit ersten Anwendern erkannt haben, dass der Industrie noch weitere sinnvolle und gut handhabbare Module fehlen. Beispielsweise Module zur Überwachung der Lieferantentermine, zur Kommunikation zwischen Produzent und Konstrukteur, zur Projektplanung, zur Produktionsplanung und –steuerung, für webshops oder sogar für Handelsplattformen. Diese Dinge entstehen bei uns aus der Expertise von praxiserfahrenen Fachleuten, unterstützt durch modern denkende und gut ausgebildete IT Partner. Es gibt also noch viel zu tun.

Herr Schär, vielen Dank für das Interview.

 

Mehr Informationen zur 7industry GmbH:

Kontakt  Herstellerinfo 
7industry GmbH
Weiherweg 4
CH-9548 Matzingen
E-Mail: info@7industry.swiss
www.7industryportal.com
 

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